6. Juni 2017

Steine auf dem Weg

Im Moment hadere ich etwas mit meinem Schicksal. Nur ein bisschen. Aber wer auch immer dafür verantwortlich ist, hat offensichtlich Spaß daran, es mir nicht zu einfach zu machen. Immer dann, wenn ich denke, jetzt läuft es, wirft er mir ein paar Steinchen in den Weg, die mich ins Stolpern bringen. Aufstehen, Krönchen richten, weiter gehen. Wie oft habe ich anderen schon diesen Rat gegeben, wie oft habe ich ihn mir selbst schon gegeben. Aber im Moment fühle ich mich müde. Zu müde zum Aufstehen. Am liebsten würde ich mich einfach ins Gras legen und darauf warten, dass jemand kommt, neben mir eine Picknickdecke ausbreitet mit allem, was mein Herz begehrt und dann rumgeht und die Steine wegräumt. Aber das passiert leider nicht. Ja, ich kenne auch den Spruch, dass man aus den Steinen was Schönes bauen kann. Aber dazu müsste man sie ja erst einmal einsammeln. Und manche sind wirklich schwer wie Felsbrocken. 
Ein paar Tage habe ich versucht, mich an den eigenen Haaren hochzuziehen, auch eine Methode, die ja funktionieren soll. Habe mir die wirklich tollen Rezensionen für Roofer angesehen, mich mit dem Verkaufsstart des Romans getröstet, mir gesagt, dass ich doch allen Grund habe, glücklich und zufrieden in die Welt zu gucken. Aber da liegen eben diese Steine ... und manche sind zu groß, um dran vorbei oder drüber zu gucken. 
Es bringt vermutlich auch nichts, einfach nichts zu tun. Darauf zu warten, dass die Steine von selbst zu Staub verfallen. Soviel Zeit will ich nicht investieren. Aber ein bisschen Pause darf ich vielleicht machen? Pause vom "Funktionieren müssen". Pause vom "Angst haben". Pause vom "immer für alle da sein". Pause vom "ich kenne den Weg!" Ich kenne ihn aktuell nämlich leider gar nicht. Und mein Bauch, auf den ich mich sonst immer verlassen kann, will mir gerade auch nicht helfen. 
Einen Vorteil hat das alles. Ich kann schreiben. Offenbar brauche ich die Widrigkeiten des Lebens, um wirklich gut schreiben zu können. Diese ganz intensiven Gefühle sind es, die mich Wörter auf Papier bringen lassen. Wut, Trauer, Zorn, Verzweiflung. Und der Druck, eigentlich überhaupt keine Zeit zum Schreiben zu haben. Also meint es vielleicht doch einer gut mit mir, dass er mir eher weniger Glitzer übers Leben streut. Obwohl ich mir schon als Kind immer alles so wunderbar ausgemalt hatte. Im Drehbücher schreiben fürs eigene Leben bin ich nämlich gut. Eher weniger geschickt bin ich dann in der Umsetzung. Falsche Besetzung, falsches Setting, falscher Zeitpunkt oder das Geld geht mir aus. Letzteres besonders häufig.
Und jetzt sind da wieder diese Steine. Nicht ein großer, dicker, sondern viele kleine und mitteldicke. Ich sitze hier und betrachte sie. Irgendwann werde ich aufstehen und sie einen nach dem anderen wegtragen, wegwerfen oder vielleicht auch darüber steigen. Aber erst muss ich noch ein bisschen Kraft sammeln. Auch ohne Picknickdecke kann ich mich zurücklegen und in den Himmel gucken. Und manchmal tut es richtig gut, einmal die Perspektive zu wecheln.




2 Kommentare:

Nula hat gesagt…

Liebe Jutta,

vielleicht rollt der ein oder andere Stein doch beseite...und die restlichen sind Wegmarken des persönlichen Wachstums. Alles Gute beim Wandern auf den steinigen Lebenspfaden. Ich schicke Dir eine Portion Zuversicht und werde Roofer schon mal für meine Sommerferienleseliste vormerken.

Liebe Grüße
Nula

Jutta Wilke hat gesagt…

Liebe Nula,
danke für die lieben Wünsche. Im Moment mag ich einfach nicht mehr auf steinigen Pfaden wandern, aber vielleicht muss ich ja wirklich nur ein bisschen warten. Auf jeden Fall freue ich mich, dass Roofer auf deiner Sommerferienleseliste gelandet ist. Dafür solltest du allerdings keine Höhenangst haben :-)

Liebe Grüße zurück
Jutta